Nebenwirkungen
Im Gegensatz zur Strahlentherapie, die lediglich lokal („vor Ort“) wirkt, betrifft die Chemotherapie den gesamten Körper. Die Chemotherapeutika (Zytostatika) greifen besonders schnell wachsende oder sich teilende Zellen an – eine Eigenschaft, die besonders auf Krebszellen zutrifft. Allerdings sind davon auch gesunde Körperzellen betroffen, wodurch sich die begleitenden Nebenwirkungen der Chemotherapie erklären lassen.
Knochenmark
Besonders betroffen davon ist das Knochenmark, das für die Bildung unserer Blutzellen verantwortlich ist. Bei diesen Blutzellen handelt es sich um weiße Blutkörperchen (Leukozyten), rote Blutkörperchen (Erythrozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten). Die Leukozyten sind wichtig für unsere Immunabwehr. Die Erythrozyten transportieren den Sauerstoff in unserem Körper und die Thrombozyten sind wichtig für unsere Blutgerinnung.
Durch eine Chemotherapie kann die Funktion des Knochenmarks soweit beeinträchtigt werden, dass die Neubildung von Blutzellen vorübergehend gehemmt wird und dadurch bedingt ein Mangel an Blutzellen auftritt, der zwischen dem 10.-20. Tag nach der Chemotherapie üblicherweise am stärksten ausgeprägt ist. Bei einem starken Abfall der weißen Blutkörperchen steigt das Infektionsrisiko. Durch Beachten von Vorsichtsmaßnahmen (Verhaltensregeln), Gabe von Antibiotika und Wachstumsfaktoren lässt sich jedoch das Risiko einer Infektion minimieren. Sollte die Zahl der Leukozyten auf unter 1000/µl abfallen, kann zum Senken des Infektionsrisikos eine stationäre Aufnahme mit Isolation und gegebenenfalls intravenöser Antibiotika-Gabe notwendig werden. Fallen die roten Blutkörperchen weit ab, so macht sich dies zum Bespiel durch eine geringere Belastbarkeit bemerkbar. Sinkt außerdem der Hämoglobinwert der Erythrozyten deutlich ab, wird gegebenenfalls eine Gabe von Blutkonserven (Erythrozytenkonzentraten) erforderlich. Bei stark verminderten Thrombozyten (selten) kann die Transfusion von Thrombozyten notwendig werden, um ein erhöhtes Blutungsrisiko zu vermeiden.
Haarausfall
Besonders (emotional) belastend für viele Patientinnen ist der unter der Chemotherapie auftretende Haarausfall. Davon betroffen ist vor allem das Kopfhaar, aber auch an allen anderen Körperregionen kann dies auftreten. Bereits vor Beginn der Chemotherapie erhalten die Patientinnen ein Rezept für eine Perücke. Es empfiehlt sich, noch vor der ersten Therapie einen entsprechenden Fachhandel aufzusuchen, um eine authentische Perücke für Sie zu finden. Nach Abschluss der letzten Chemotherapie setzt das Haarwachstum in der Regel relativ rasch wieder ein. Leichte Veränderungen der Haarstruktur und der Haarfarbe sind möglich.
Übelkeit
Durch manche Zytostatika wird das Brechzentrum im Gehirn sehr stark gereizt, wodurch eine vermehrte Übelkeit verursacht werden kann. Diese Nebenwirkung tritt oft nur wenige Tage nach der Chemotherapie auf. Glücklicherweise gibt es zumeist sehr wirksame Medikamente, die diese Beschwerden eindämmen. Sie werden zum Teil schon während der noch laufenden Therapie über die Infusion verabreicht. Zusätzlich erhalten Sie von uns vorbeugende Tabletten für die „kritischen“ Tage nach der Therapie, so dass eine ausgeprägte Übelkeit oft vermieden werden kann und eine Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme weiterhin möglich ist. Sollten die Tabletten nicht ausreichen, wenden Sie sich bitte an Ihren behandelnden Arzt in der onkologischen Tagesklinik, damit wir Ihnen mit entsprechenden zusätzlichen Medikamenten weiterhelfen können.
Schleimhäute
Die Chemotherapie beeinträchtigt gelegentlich die Mundschleimhäute. Es kann zu Mundtrockenheit und wunden Stellen kommen. Daher ist während einer Chemotherapie eine sorgfältige Mundhygiene mit weichen Zahnbürsten besonders wichtig. Neben den Mundschleimhäuten können auch die Schleimhäute von Magen und Darm beeinträchtigt sein. Beschwerden können sich in Form von leichtem Magendruckgefühl bis hin zu starken Durchfällen äußern.
Weitere mögliche Nebenwirkungen der Chemotherapie sind Veränderungen des Geruchs- und Geschmacksinnes, die sich nach Abschluss der Therapie schnell normalisieren.
Nervensystem
Einige Zytostatika greifen neben den Tumorzellen auch das Nervensystem an. Dies kann ein Missempfinden in Händen und Füßen sowie eine Beeinträchtigung der Feinmotorik zur Folge haben. Außerdem kann eine vorübergehende Konzentrationsstörung auftreten. Insgesamt bilden sich diese Schädigungen meist innerhalb der nächsten Wochen und Monate vollständig zurück, allerdings ist in Einzelfällen eine permanente Beeinträchtigung (z.B. der Feinmotorik) möglich.
Innere Organe
Seltenere Nebenwirkungen der Chemotherapie betreffen das Herz, die Lunge, die Nieren und die Leber und bilden sich nahezu immer nach Therapieabschluss zurück. Sollten sich jedoch Nebenwirkungen auf diese Organsysteme zeigen, muss je nach Ausprägung der Beschwerden/Symptome gegebenenfalls die Dosis der Therapie angepasst, das Zytostatikum umgestellt oder die Therapie sogar abgebrochen werden.
Vor jeder Chemotherapie empfehlen wir einen Herzultraschall, um eine eventuelle Herzerkrankung und fehlende Belastbarkeit des Herzens festzustellen und weitreichendere Nebenwirkungen zu vermeiden.
Wichtig:
Sollten Sie bei sich Nebenwirkungen bemerken, insbesondere wenn Sie sich dadurch beeinträchtigt fühlen, wenden Sie sich an uns. Wir stehen Ihnen gerne mit Rat und Tat zur Seite und sind bestrebt, Ihnen diesen Weg nach unseren Möglichkeiten zu erleichtern.
Bei Fragen stehen wir Ihnen Montag-Freitag von 8 bis 16 Uhr in unserer onkologischen Tagesklinik (Tel.: 06032 702-2218) und zu den übrigen Zeiten über unsere Station G1 (Tel.: 06032 702-2300) gerne zur Verfügung.