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Gelenkersatz als letzte Option

Großer Andrang in der Sonntagsvorlesung über „Verschleiß des Kniegelenks“

Dr. med. Norman Grolms, Chefarzt der Kliniken für Unfallchirurgie und Orthopädie des GZW in Bad Nauheim und Friedberg

Bad Nauheim/Friedberg (HR). Arthrosen sind weltweit die häufigsten Gelenkerkrankungen. In Deutschland wird die Zahl der Betroffenen auf fünf bis sechs Millionen geschätzt, darunter mehr Frauen als Männer und in der Mehrzahl Menschen jenseits der 60, mit zunehmender Tendenz. Mit der Arthrose des Kniegelenks beschäftigte sich Dr. med. Norman Grolms, seit Juni 2024 Chefarzt der Kliniken für Unfallchirurgie und Orthopädie des GZW in Bad Nauheim und Friedberg, in der ersten diesjährigen Sonntagsvorlesung am GZW. Die Nachfrage nach dem Thema war so groß, dass nicht alle Interessentinnen und Interessenten in den mit 100 Zuhörern bereits voll besetzten Raum eingelassen werden konnten.

Als Verschleißerscheinungen entwickeln sich Arthrosen langsam fortschreitend. Sie sind nicht primär entzündliche, degenerative, irreversible Erkrankungen eines Gelenks, wobei prinzipiell alle Gelenke betroffen werden können. Eine Arthrose entsteht, wenn der Gelenkknorpel einschließlich der angrenzenden Knochen- und Weichteilstrukturen zerstört wird, wobei die Degeneration in der Regel mit Rissen im Knorpel beginnt und über Teilverluste zu dessen völligem Verlust führt. Als seltenere Ursachen nannte Dr. Grolms vorangegangene Operationen, Stoffwechselerkrankungen oder genetische Veranlagung.

Risikofaktoren für die Entstehung von Arthrosen sind neben der Überbelastung durch Schwerarbeit oder Extrem- bzw. Leistungssport die „Klassiker“ starkes Übergewicht, Alter und Bewegungsmangel. Der Krankheitsfortschritt wird in vier Phasen unterteilt: stumme Arthrose mit dünneren Knorpelschichten (keine Symptome spürbar), aktivierte Arthrose mit Gelenkspaltverschmälerungen und angedeuteten Knochenzacken (akute „Entzündung“), manifeste Arthrose mit deutlicher Knorpelreduktion und klar sichtbaren Knochenzacken (Anlauf- und Belastungsschmerz), dekompensierte Arthrose mit kompletter Gelenkspaltverschmälerung, großen Knochenzacken und Knochenzysten  (Dauerschmerz). Die Diagnostik erfolgt laut Dr. Grolms in einem abgestuften Verfahren aus klinischer Untersuchung, Labor, Sonographie, Röntgen und/oder MRT.

„Das Ziel der Arthrosetherapie ist klar definiert: Schmerzen lindern, das Fortschreiten der Arthrose aufhalten, die Bewegungsfähigkeit des Gelenks erhalten, Fehlbelastungen und Schonhaltungen verhindern“, erklärte der Referent. Auch die Therapiemaßnahmen sind nach seinen Worten aufeinander aufgebaut. Sie beginnen konservativ, mit der Entlastung des Gelenks (Reduktion von Gewicht und Fehlbelastung), Bewegung ohne Belastung (Fahrradfahren in niedrigen Gängen, Schwimmen) sowie Krankengymnastik und physikalischer Therapie und reichen bis zur Einnahme schmerzlindernder und entzündungshemmender Medikamente sowie intraartikulären Injektionen (Cortison, Hyaluronsäure, plättchenreiches Plasma).

„Erst wenn diese Möglichkeiten ausgeschöpft sind, ist aus unserer Sicht eine Operation angezeigt“, betonte Dr. Grolms. Für den Ersatz des Kniegelenks stünden heute an das Krankheitsbild angepasste unterschiedliche Teil- und Komplettprothesen zur Verfügung, die in den Krankenhäusern in Bad Nauheim und Friedberg computernavigiert mit höchster Präzision eingesetzt würden. Auch für den Prothesenersatz (in der Regel nach 15 bis 20 Jahren) gebe es sehr moderne, gewebeschonende Modelle. Die Eignung der verfügbaren Varianten sei jeweils individuell zu beurteilen und abzuwägen.

Bereits während des fünf- bis siebentägigen Klinikaufenthaltes beginne die Mobilisation des Knies mit Physiotherapie und Bewegungsschiene, es folgten Reha oder ambulante Physiotherapie. Für vier bis sechs Wochen sei die Nutzung von Unterarmgehstützen angezeigt, für vier Wochen die Einnahme von Blutverdünnern als Thromboseprophylaxe. Um das Ziel der OP (schmerzfeie Funktion, gutes Bewegungsausmaß, Sportfähigkeit und lange Standzeit der Prothese) zu erreichen, sei die Wahl des „richtigen Patienten“ maßgeblich: „Gelenk und Patient müssen bereit sein für die Operation“, gab Dr. Grolms seinen Zuhörern mit auf den Weg.